Eine eigene Haltung finden

Datum: 01.12.2023

  • Haltung
  • Grundlagen

In Kürze: Unsere Haltung ist eine innere Einstellung zu Themen, die Einfluss auf unsere Handlungen und Äußerungen hat. Sie wird geprägt durch die eigenen Werte, Erfahrungen, äußeren Einflüssen sowie dem jeweiligen Kontext und verändert sich im Laufe des Lebens mehrfach.  Politische Haltung meint dementsprechend die eigenen politischen Einstellungen zu bestimmten Themen, Parteien und Ideologien. Um die eigene politische Haltung zum Ausdruck zu bringen und für sie zu werben, hilft es konstruktiv zu kommunizieren. Dies kann man, indem man Ich-Botschaften in verständlicher Sprache nutzt und den Anderen dabei respektvoll und wertschätzend gegenüber tritt.

Was bedeutet Haltung?

Der Umgang mit Menschen, die sich politisch anders positionieren als man selbst, ist stark abhängig von der eigenen (politischen) Haltung. Aber was bedeutet Haltung eigentlich? Das Thema Haltung ist sehr abstrakt, also schwer greifbar. Es nicht unbedingt etwas, was man sehen oder anfassen kann. 

Versuche, Haltung zu definieren und zu erklären, finden sich vor allem in der Philosophie und in der Psychologie. Als Haltung verstehen wir in der Regel eine innere Einstellung zu Etwas. Das Etwas kann ein Mensch, eine Situation, aber auch ein bestimmtes Thema sein. Die eigene Haltung hat entsprechend Einfluss auf unsere Handlungen und Äußerungen. Jeder Mensch hat eine eigene persönliche Haltung, aber nicht alle können diese klar benennen. Um sich die eigene Haltung bewusst zu machen, ist es notwendig, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und einige grundlegende Fragen zu klären. 

Was beeinflusst die eigene Haltung?

Ein wesentlicher Faktor hierfür sind die eigenen Werte. Haben Sie sich schon einmal bewusst Gedanken gemacht, welche Werte Ihnen wichtig sind? Eine Auseinandersetzung mit ihnen lohnt sich also, um sich bewusst zu machen, warum man handelt, wie man handelt. Folgende Fragen können dabei helfen:

  • Was ist mir wichtig?
  • Was ist aus meiner Sicht richtig? 
  • Was ist nicht richtig?

Haltung ist entsprechend etwas Individuelles und wird beeinflusst von verschiedenen Faktoren wie beispielsweise den persönlichen Erfahrungen, äußeren Einflüssen, der jeweiligen Situation und dem Kontext. Die eigene Haltung gegenüber einzelnen Menschen oder auch zu bestimmten Themen kann sich im Laufe des Lebens verändern. Mit wechselnden äußeren Einflüssen ändert sich meist auch die Haltung der Menschen. In der Kindheit prägen in der Regel die Familie oder andere erwachsene Bezugspersonen das eigene Werteverständnis. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen gibt es andere äußere Einflüsse: Gleichaltrige, die sogenannte Peer Group, sowie Stars oder andere Vorbilder sind hier prägend. Zudem können Einflüsse aus den sozialen Netzwerken oder anderen Medien (Filme/Serien) die Antworten der Jugendlichen auf „Was ist wichtig? Was ist richtig? Was nicht?“ deutlich verändern. Auch im Erwachsenenleben verändert sich die eigene Haltung immer wieder: Familiengründung, Pflege von Angehörigen, Berufserfahrungen, … Im Grunde wirken alle neuen Erfahrungen auf die Weiterentwicklung der eigenen Haltung ein.

Politische Haltung

Die eigene persönliche Haltung bestimmt auch die eigene politische Haltung. Politische Haltung meint dementsprechend die eigenen politischen Einstellungen zu bestimmten Themen, Parteien und Ideologien. Es gibt eine breite Palette von politischen Haltungen, die von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst werden:

  • Persönliche Erfahrungen: Beispielsweise können Erfahrungen mit Ungerechtigkeit oder Diskriminierung dazu führen, dass man sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt.
  • Soziales Umfeld: Menschen neigen dazu, sich den Überzeugungen und Meinungen derer anzuschließen, mit denen sie sich identifizieren und mit denen sie sich umgeben.
  • Bildung und Medien: Bildung und Medien können auf politische Ideen, Werte und Ansichten Einfluss nehmen.
  • Sozialisation: Die gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen, in denen man aufwächst oder lebt, prägen die politische Haltung.
  • Werte: Beispielsweise kann der Glaube an individuelle Freiheit oder der Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit die eigene politische Positionierung bestimmen.
  • Wirtschaftliche Interessen: Menschen mit bestimmten wirtschaftlichen Interessen unterstützen politische Positionen, die ihren finanziellen oder beruflichen Zielen entsprechen.

Die eigene Haltung zum Ausdruck bringen

Dafür einzustehen, was einem wichtig ist und was man für richtig hält, ist häufig eine Herausforderung. In der Auseinandersetzung über politische Themen, ist dies aber eine wichtige Fähigkeit, wenn man mit anderen diskutieren und für den eigenen Standpunkt werben möchte. Folgende Punkte können aus unserer Sicht hilfreich sein, wenn man die eigene Haltung zum Ausdruck bringen will:

  • Ich-Position: Es geht um meine Haltung und Standpunkte, also etwas sehr Individuelles. Daher sollte das auch deutlich werden: „Ich sehe das so…“ nicht „Man weiß doch, dass das so … ist.“
  • Verständliche Sprache: Versteht mein Gegenüber mich überhaupt? Oder nutze ich zu viele Fachbegriffe, akademische Sprache oder auch politisch aufgeladene Begriffe?
  • Konstruktiv kommunizieren: Auch wenn mein Gegenüber sich ganz anders politisch positioniert, sollte ich jeder Person wertschätzend und respektvoll gegenübertreten. Das heißt nicht, dass ich mit dem Gesagten einverstanden sein muss und es unkommentiert stehen lasse. Die Devise hier kann sein: Grenzen aufzeigen, wo nötig und trotzdem dialogbereit bleiben, wo es möglich ist.

Literatur

  • Besand, Anja (2017): Mit welcher Haltung machen wir unsere Arbeit? Drei Beobachtungen und vier Fragen an die politische Bildung ‚nach‘ Pegida, in: Frech Siegfried/Richter, Dagmar (Hg.): Der Beutelsbacher Konsens. Bedeutung, Wirkung, Kontroversen, 104-112.
  • Reschke, Anja (2018): Haltung zeigen!

Expert:innen zum Thema

  • Prof. Dr. Anja Besand