
Nachrichten sind für die meisten Deutschen auch im Jahr 2025 eine wichtige Informationsquelle: 91 Prozent konsumieren sie mehr als ein Mal pro Woche, besagt der „Reuters Institute Digital News Report“. Gleichzeitig vermeiden 71% der Befragten gelegentlich bewusst Nachrichten und vor allem jüngere Menschen fühlen sich von Nachrichten überfordert. Wie geht man in einer Zeit politischer Turbulenzen mit negativen Nachrichten um und wie kann man sich dabei selbst schützen?
Googelt man „Selfcare“, wird man mit Rezepten von grünen Smoothies, den besten Yogaposen für die Entspannung und Wellnessoptionen überflutet. Doch das Konzept der Selbstfürsorge ist mehr als das und schon seit dem antiken Griechenland bekannt. Sokrates nannte es „die Sorge um die Seele“, in der platonischen Philosophie ist die Seele ein wichtiges Element, ohne die man den Körper nicht betrachten kann. Platon beschreibt es so: „Der Körper ist das Grab der Seele“. Die Seele ist für ihn unsterblich und unvergänglich. Und damit die Pflege der Seele wichtiger als körperliche Gesundheit.
In der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung der 1960er- und 1970er-Jahre wurde „Self-Care“ zu einem politischen Akt, zu einer Überlebensstrategie. Selbstfürsorge war sozusagen als politischer Widerstand gemeint. Die Schriftstellerin Audre Lorde nannte es sogar „politische Kriegsführung“: das Reduzieren psychischer Belastung marginalisierter Gemeinschaften sollte dem Druck struktureller Diskriminierung entgegenwirken.
Im Grunde heißt das: Wenn wir uns um uns selbst kümmern, helfen wir auch der Gesellschaft. Wie können wir also in turbulenten politischen Zeiten uns selbst schützen, um noch handlungsfähig zu sein?
Vier Möglichkeiten der Selbsfürsorge
Erstens kann man den Nachrichtenkonsum gezielt begrenzen. 48% der Befragten im Rahmen des „Reuters Institute Digital News Report“ empfinden Nachrichten als negativ. Trifft dies auch auf einen selbst zu, kann man sich ein Limit an Nachrichtenkonsum setzen oder mindestens die Push-Nachrichten und Benachrichtigungen reduzieren.

Zweitens kann man seine sozialen Kontakte aktivieren: Ein persönliches Treffen mit Freunden ist besser als online mit ihnen zu chatten. Denn sich in Gesprächen bei einem Spaziergang auszutauschen, hilft zu verstehen, dass man nicht alleine ist. Gemeinsam über beunruhigende politische Themen zu sprechen ist therapeutisch, da das Gefühl von Gemeinschaft Halt gibt, während Einsamkeit die Angst nur verstärkt.
Drittens hilft, wenn man aktiv wird. Indem man an Demonstrationen teilnimmt, soziale Projekte unterstützt oder ein aufklärendes Gespräch mit dem Nachbarn führt, wirkt man dem Ohnmachtsgefühl entgegen und tut damit auch was Gutes für die Psyche. Und wenn man sich umguckt, stellt man schnell fest, dass es sehr viele Partizipationsmöglichkeiten gibt: von der kleinen Kiezinitiative bis hin zum großen Verein.
Und viertens – Ruhezeiten sind nicht überbewertet. Ein Erwachsener braucht mindestens 7 Stunden Schlaf, damit der Körper und Geist sich regenerieren können. Aber auch während des Tages kann man versuchen, Ruhezeiten einzuplanen, um sich zu entspannen. Hilfreich ist auch, das Handy wegzulegen, wenn man einen Spaziergang mit dem Hund macht oder nicht auf den Bildschirm zu starren, während man im Supermarkt an der Kasse steht. Atemübungen, grüne Smoothies, gesunde Ernährung und mal ein Wellnesstag sind natürlich auch eine gute Ergänzung. So oder so gilt: Oft weiß man selbst, was einem am besten hilft, man sollte die Warnsignale seines Körpers und seiner Psyche nur nicht ignorieren.