In Kürze: Die Strategie „Flood the Zone“ bezeichnet ein politisches Vorgehen, bei dem durch eine gezielte Flut an Maßnahmen, Skandalen, Provokationen und widersprüchlichen Informationen systematisch Überforderung erzeugt wird. Ziel ist es, Medien, politische Opposition und Bevölkerung so stark zu beanspruchen, dass sie mit der Verarbeitung der Ereignisse nicht mehr Schritt halten können. Dabei werden gezielt Zweifel und Unsicherheit gegenüber etablierten Fakten geschürt.
Diese Überforderung schwächt die Energie und Wirksamkeit von Kritik und Gegenwehr. Medien können nicht über alles gleichzeitig berichten und sind gezwungen, Prioritäten zu setzen – während bereits neue Schlagzeilen entstehen. In der Bevölkerung entsteht so ein Gefühl von Chaos und Erschöpfung, das häufig zu Rückzug ins Private oder zu wachsendem Misstrauen gegenüber etablierten Informationsquellen führt.
Selbst wenn viele der Maßnahmen später von Gerichten gestoppt werden, bleibt der Eindruck bestehen, der Politiker oder die Regierung habe „viel bewegt“. Gleichzeitig lassen sich juristische Stopps oder Widerstände propagandistisch als Beweis für eine angeblich korrupte oder feindselige Elite ausschlachten.

Beispiel aus Trumps zweiter Amtszeit
Ein prägnantes Beispiel für die „Flood the zone“-Strategie ist die enorme Anzahl und Geschwindigkeit von Dekreten, die Trump direkt zu Beginn seiner zweiten Amtszeit erließ. Innerhalb weniger Wochen ordnete er den Austritt aus der WHO und dem Pariser Klimaabkommen an, hob das Geburtsrecht auf Staatsbürgerschaft auf, schränkte den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen ein und begnadigte gleichzeitig 1.500 am Sturm auf das Kapitol beteiligte Gewalttäter. Parallel dazu setzte er mit drastischen Vorschlägen wie der Umsiedlung von Millionen Palästinensern oder der möglichen Annexion Grönlands und Kanadas internationale Schlagzeilen.
Die Taktik liegt hier klar auf der Hand: Durch die schiere Menge an radikalen Beschlüssen und Ideen in kürzester Zeit wurden Medien, politische Gegner und die Bevölkerung überlastet. Wie die Historikerin Annika Brockschmidt es nennt, wirkt solch ein Vorgehen wie ein „administrativer Staatstreich“ – die Entscheidungen erfolgen so schnell hintereinander, dass eine ernsthafte Aufarbeitung kaum möglich ist.
Ideologischer Ursprung
Der Ursprung der Taktik liegt bei Trumps früherem Berater Steve Bannon, der 2018 offen davon sprach, den öffentlichen Raum mit „Shit“ zu überfluten. Gemeint war damit, dass es weniger um die direkte Auseinandersetzung mit politischen Gegnern geht, sondern darum, die mediale Aufmerksamkeit zu zerstreuen und kritische Beobachtung zu erschweren.
Insgesamt handelt es sich bei „Flood the zone“ also um eine Strategie der Desorientierung und Reizüberflutung, die die demokratische Kontrollfunktion von Medien und Opposition schwächt und das Vertrauen in Institutionen untergräbt.
Quellen:
https://www.deutschlandfunk.de/flood-the-zone-warum-trumps-flut-an-dekreten-und-provokationen-methode-hat-100.html