In Kürze: Das Wissenschaftsmagazin „Quarks“ hat in einem kurzen Video die Effekte des Genderns analysiert und dabei Vor- und Nachteile einer geschlechtergerechten Sprache zusammengefasst. Es zeigt sich dabei relativ eindeutig, dass die Vorteile durch das Gendern objektiv stärker als die Nachteile sind.
Gendern als gesellschaftliche Polarisierung
Das Thema rund ums Gendern ist noch immer ein spaltender Faktor innerhalb der Gesellschaft. Für viele Menschen ist das Gendern ein wichtiger Schritt in Richtung einer inklusiveren Gesellschaft, ein großer Teil der Gesellschaft lehnt es wiederum völlig ab. Doch welche Effekte bringt das Gendern mit sich? Das Wissenschaftsmagazin Quarks hat sich im Video „Was bringt Gendern wirklich?“ ausführlich mit den Vor- aber auch Nachteilen beschäftigt.
Entstehung des generischen Maskulinums
Aktuell ist das generische Maskulinum die gängigste Art, um Menschen und Berufe zu bezeichnen. Grammatikalisch schließt die männliche Form (z.B. der Arzt) alle Geschlechter ein. Da vor allem Männer historisch betrachtet relevante berufliche Rollen einnahmen. Doch selbst Dokumente aus dem Mittelalter belegen, dass bei gegebenem Anlass sowohl das männliche als auch das weibliche Geschlecht erwähnt wurden.
Aktuelle Studien zeigen allerdings, dass sich die meisten Menschen bei Berufsbezeichnung mit dem generischen Maskulinum eher Männer vorstellen. Dieser Effekt ist bei männlich dominierten Berufen stärker als bei weiblich dominierten Berufen. Vor allem bei Kindern zeigt sich eine eindeutige Wirkung
Möglichkeiten des Genderns
In der deutschen Sprache gibt es drei gängige Möglichkeiten, um zu gendern. Die bisher gängigste Art ist die Feminisierung. Dabei werden Frauen explizit in der Bezeichnung mit erwähnt (z.B. Politiker und Politikerinnen). Es besteht zusätzlich die Möglichkeit der Neutralisierung. Die Berufsbezeichnung wird dabei bewusst verallgemeinern und geschlechtsneutral bezeichnet (z.B. Mensch in der Politik). Die aktuellste Form des Genderns ist das Nutzen von Gender-Zeichen. Dies wird genutzt, um auch Menschen außerhalb der binären Geschlechterordnung einzubeziehen (z.B. Politiker:innen).
Das Miterwähnen von Frauen in den Bezeichnungen hat eindeutige Effekte gezeigt. Vor allem bei der Feminisierung werden Frauen gedanklich stärker einbezogen und damit auch sichtbarer. Frauen bewerben sich beispielsweise bei Ausschreibungen häufiger, wenn die Stellenanzeigen eine weibliche Form beinhalten und werden bei den Bewerbungen seltener abgelehnt, wenn die Stellenanzeige nicht bloß das generische Maskulinum nutzt.
Ein weiteres Beispiel für den Effekt des Genderns ist Schweden. 2015 wurde ein geschlechtsneutrales Pronomen eingeführt („hen“). Seit der Einführung waren Menschen positiver gegenüber Frauen in der Politik und der LGBTQIA+ Community gestimmt.
Nachteile des Genderns
Trotz der Vorteile sind viele Menschen in der Gesellschaft noch immer skeptisch gegenüber des Genderns. Dies ist zu gewissen Teilen nicht völlig unbegründet. Ein relevanter Aspekt ist für viele Menschen das Unbekannte und Neue im Gendern. Die Adaption auf die neue Sprech- und Schreibweise ist für das Gehirn eher anstrengend. Dagegen kann allerdings eingewandt werden, dass sich das Gehirn daran mit der Zeit gewöhnt und beispielsweise Gender-Zeichen zu keinen Irritationen führt. Dazu kann das Gendern das Geschlecht der genannten Person in den Vordergrund rücken, auch wenn dieses keine Relevanz in dem jeweiligen Kontext hätte.
Ein weiteres oft genanntes Argument ist der Sprachwandel. Jegliche Form des Sprachwandels ist meist zuerst in der Gesellschaft unbeliebt. Der Glottisschlag, welcher Teil der Aussprache bei Gender-Zeichen ist, stellt dabei für viele einen großen Wandel in ihrer Redensart dar. Jedoch ist der Glottisschlag nichts Neues in der deutschen Sprache. Wörter wie „Kinoabend“, „Spiegelei“ & „beinhalten“, werden ebenfalls mit einem Glottisschlag ausgesprochen. Teile der Gesellschaft sehen die Empfehlung der Nutzung von Gender-Zeichen als realitätsferne Vorschrift und wehren sich dadurch absichtlich gegen die Nutzung des Genderns. In der Realität ist die Vorschrift allerdings umgekehrt. So ist in Bayern das Gendern in Behörden und an Schulen verboten.
Fazit
Obwohl die von Quarks vorgestellten Vorteile des Genderns eindeutig überwiegen, wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis sich das Gendern in der Gesellschaft durchsetzt. Gründe dafür werden vermutlich nicht hauptsächlich die, welche in dem Video behandelt wurden. Das Gendern wird von verschiedenen politischen Seiten in einem Kulturkampf instrumentalisiert und steht für viele Menschen mehr als eine bloße Einbeziehung aller Geschlechter in den Sprachgebrauch.
Quelle
verwendete Links
- Quarks (30.07)
- binäre Geschlechterordnung (30.07)
- Gender-Verbot in Bayern (30.07)